Ausgerechnet dann, wenn niemand zu Hause ist, wird der Postler klingeln und das bestellte Paket abliefern. Deshalb einen Tag frei nehmen? Unnötig - wenn die Nachbarschaftshilfe funktioniert.
Allein die sperrigen Möbel vom Auto in die Wohnung tragen? Ebenso überflüssig. Viel besser: An der Nachbartür klopfen und um Hilfe bitten. Höflich, aber bestimmt. Kleine Gefallen lehnt wohl kaum jemand ab. Es müssen meist nicht Großtaten sein - oft hilft man anderen ungemein, wenn die Katze gefüttert wird, während Frauchen und Herrchen ein paar Tage auf Urlaub fahren wollen.
Stefan Theißbacher (links im Bild) ist 35 Jahre alt. Der Kärntner ist 2001 zum BWL- und Publizistik-Studium nach Wien gezogen. Dort hat er mit Kollegen die gute alte Nachbarschaftshilfe in eine moderne Form gegossen. Auf der Webseite „fragnebenan.at“ treffen sich Menschen, die Hilfe für Alltagsprobleme suchen, mit jenen, die gerne Zeit und Kraft geben, um Handgriffe zu erledigen. Theißbacher ist überzeugt, dass sein Projekt die Welt etwas besser macht.
Großartig:
Besondere Talente braucht man nicht, um Nachbarschaftshilfe zu leisten. Wer Zeit hat, packt an. Für ein paar Tage Blumengießen ist kein Studium der Botanik erforderlich. Eine Leiter aus dem Keller zu tragen und mit dem Nachbarn ein paar Zwetschken vom Baum zu holen, ist nicht einmal anstrengend. Ausschlaggebend ist nach Meinung Theißbachers nicht viel zu können, sondern helfen zu wollen.
Vera Ortner geht kurze Wege, wenn sie tagsüber Unterstützung braucht. Einen Stock über der jungen Mutter wohnt eine Frau, die ebenfalls ein kleines Kind hat. Die Nähe erleichtert es, in Urlaubszeiten die Blumen der anderen zu gießen oder Baby zu sitten.
„fragnebenan“-Gründer Stefan Theißbacher plant Nachbarschaftshilfe nicht nur am PC. Er ist auch selbst einer, der nach Hilfe fragt und seinen Nächsten zur Hand geht.
Wer nicht auf gut Glück an den Türen rundum klopfen möchte, um sich einen Hammer zu leihen oder die Katze im Urlaub nicht auf Diät setzen zu müssen, kann sich auf der Homepage registrieren. Alternativen: das schwarze Brett im Wohnblock oder Laden. Oder – moderner – die eigene Facebook-Pinnwand. Dort passen Fragen wie „Wer nimmt mein Paket an“ oder „Hilfe, mein Laptop spinnt“ ebenso hin, wie „Suche spontan Einmachgläser – habe zu viel Marmelade gekocht“. Edle Spender freuen sich bestimmt, wenn sie als Dank ein Glas Selbstgekochtes zurückbekommen.
Autorin:
Michaela Hessenberger